Wer eine WordPress-Website mit einem fertigem Theme (kostenlos oder Kauf-Theme) erstellt, begibt sich in eine Abhängigkeit von diesem Theme. Als Website-Betreiber ist man davon abhängig, dass der Theme-Autor das Theme weiterhin betreut und pflegt und Updates dafür veröffentlicht. Aber was macht man eigentlich, wenn das Theme nicht weiterentwickelt wird? Der aktuelle Fall des Themes „Headway“ wirft diese Frage mal wieder auf.
Hintergrund
Das Theme „Headway“ war eines der beliebtesten kostenpflichtigen Themes im WordPress-Universum. Viele Seiten wurden damit erstellt, nicht zuletzt wegen des Drag-n-Drop-Pagebuilders. Auch viele Agenturen hatten sich auf dieses Theme spezialisiert und alle Kundenaufträge damit realisiert.
Seit einiger Zeit scheint es, als würde das Theme nicht mehr weiterentwickelt. Die Theme-Autoren sind nicht sonderlich kommunikativ und so bleibt vieles im Dunkeln. Ausführlich widmet sich WP Tavern diesem Thema:
Worauf man bei der Theme-Auswahl achten sollte
Zu allererst sollte das Theme einem natürlich gefallen und alle eigenen Anforderungen an Design, Benutzerbarkeit und Bedienung erfüllen. Gleichzeitig sollte man sich fragen, ob man wirklich alle angebotenen Funktionen benötigt oder ob es ein „leichteres“ und kleines Theme nicht auch tut. Gleiches gilt im Rahmen von Kauf-Themes auch bei der Frage der mitglieferten Plugins.
Hat man also das inhaltlich perfekte Theme gefunden sollte man überprüfen:
- Wieviele Installationen / Downloads / Verkäufe hat dieses Theme bereits?
Finde ich dazu überhaupt verlässliche Informationen? Je mehr Installationen, desto wahrscheinlicher ist, dass der Autor das Theme weiterhin betreut. - Wann war das letzte Update?
Auch wenn ein Theme in der Vergangenheit tausende Downloads hatte, kann es sein, dass es nun nicht mehr gepflegt wird. Das letzte Update des Themes sollte eigentlich nur wenige Monate her sein. - Wie häufig wurde das Theme aktualisiert?
Wenn das Theme nur einmal im Jahr ein Update erhält, kann dies darauf hindeuten, dass der Autor sich nicht sonderlich darum kümmert. Jedoch hängt dies auch von der Komplexität des Themes ab. Einfachere Themes benötigen weniger Pflege als komplexe Themes mit vielen Abhängigkeiten
Beim Headway-Theme mangelt es nicht an der Beliebtheit, sondern eher an den regelmäßigen Updates und am Support. Da es sich um ein kostenpflichtiges Theme handelt, bei dem Support mit verkauft wurde, ein entscheidender Punkt, den der Käufer leider erst nachträglich herausfindet. Das Theme befindet sich trotz der Schwierigkeiten weiterhin im Verkauf. Ahnungslose Interessenten werden also wohl immer noch auf ein scheinbar schon totes Pferd setzen.
Was macht man, wenn ein Theme nicht weiterentwickelt wird?
Die entscheidende Frage dieses Artikels. Wenn ich feststelle, dass das von mir eingesetzte Theme nicht mehr gepflegt wird, welche Optionen habe ich dann?
Im ersten Schritt würde ich immer den Autor kontaktieren und nach dem Stand der Entwicklung fragen. Gerade bei kostenlosen Themes aus dem WordPress-Repository kann es sein, dass der Autor das Theme nur in seiner Freizeit betreut. Da kann es immer längere Phasen geben, in denen man sich nicht im gewohnten Umfang um sein Projekt kümmern kann. Erhält man vom Autor aber schon keine Rückmeldung (siehe Headway-Theme), deutet dies auf ernsthafte Schwierigkeiten (oder Lustlosigkeit) hin.
Ist keine Besserung zu erwarten, kann ich mittelfristig nur zu einem Wechsel des Themes raten. Dies ist jedoch leider häufig mit einigen Schmerzen verbunden, da vielfach (gerade bei Kauf-Themes) die Datenstrukturen der Seite so auf das Theme festgelegt sind, dass bei einem Wechsel vielfach Inhalte neu erstellt und Darstellungen intensiv überarbeitet werden müssen. Stichworte dazu seien hier nur mal: Wechsel des Pagebuilders, Custom Post Types mit individueller Darstellung usw.
Obwohl diese Erfahrung nicht lustig ist, wird den allermeisten Anwendern keine andere Wahl bleiben, möchten sie weiterhin ein aktiv unterstütztes Theme nutzen und sich nicht einer Sicherheitsgefahr durch fehlende Updates aussetzen.
Für aktuelle Headway-Nutzer gibt es noch eine Möglichkeit. Im Oktober 2016 hat ein Anbieter die Headway-Codebasis geforked (kopiert) und daraus ein neues Theme erstellt namens Blox. Mit ein paar Tricks ist es möglich, mit einer WordPress-Installation, die Headway nutzt, auf Blox umzusteigen ohne die eigenen Einstellungen zu verlieren. Blox wird aktiv supported und weiterentwickelt.
Wer Unterstützung beim Umstieg von Headway auf Blox (oder ein anderes Theme) benötigt, darf sich gerne an mich wenden. 😉
Und für die Zukunft?
Allen Agenturen und Dienstleister, die aktuell noch Headway einsetzen, kann ich nur empfehlen, dies für neue Seiten nicht mehr zu tun. Es scheint nicht so, als würde die Situation mit Headway kurzfristig besser, so dass man sich Alternativen suchen sollte. Generell ist es natürlich ratsam, sich nicht ausschließlich auf ein Theme zu konzentrieren, sondern immer auch diverse Asse im Ärmel zu haben.
Wie kann man solche Probleme vermeiden?
Ganz vermeiden lassen sich die Probleme gar nicht. Keiner kann im Voraus ahnen, ob das ausgesuchte Theme (kostenlos oder kostenpflichtig) in Zukunft noch weiterentwickelt wird. Auch bei großen, bekannten Lösungen kann der Support von heute auf morgen eingestellt werden (siehe Headway). Die weiter oben genannten Kriterien zur Themeauswahl können nur eine Hilfestellung sein, zukünftige Probleme zu reduzieren. Ganz ausschließen kann man das aber nie.
Eine andere Option sind Individualthemes, also Themes, die für den eigenen Zweck ganz individuell programmiert wurden und nicht auf Produkten Dritter basieren. Aber auch hier kann es zu ähnlichen Problemen kommen. Auch ein Individualtheme benötigt regelmäßige Updates (oder zumindest Kontrollen), damit die Kompatibilität mit neueren WordPress-Versionen weiterhin sichergestellt ist. Ist der ursprüngliche Entwickler nicht mehr erreichbar, steht man hier vor ähnlichen Problemen wie bei „fertigen“ Themes.
Fazit
Wer sich auf „fertige“ Produkte verlässt für die eigene Website, muss mit dem Risiko leben, dass von Zeit zu Zeit dieses Produkt gewechselt werden muss. Aber auch bei Indiviuallösungen ist von Zeit zu Zeit Aufwand (finanziell oder zeitlich) notwendig. Und ganz besonders wenn die Website zur Förderung des eigenen Unternehmens dient, muss dem Betreiber klar sein, dass von Zeit zu Zeit Wartungs- und Überarbeitungsmaßnahmen notwendig sind. Fast genauso wie bei einem Auto, dass auch regelmäßig zum TÜV muss oder Verschleißteile ausgewechselt werden müssen.
Hallo Marc,
danke für Deinen Beitrag. Du gibst gute Tipps für die theme-Auswahl.
Zur Zeit erlebe ich das beschriebene Problem mit dem WP theme „ONEUP“ von Pixelentity, beim Envato Theme-Forest vor 18 Monaten gekauft.
Sämtliche themes von Pixelentity scheinen aktuell vom Markt genommen zu sein. Das Problem wird also zahlreiche Kunden betreffen.
Aufgefallen ist das Ganze, als mit dem neuesten WP-update plötzlich einige Bugs in der Administration auftraten.
Besonders ärgerlich ist dabei, dass der Verkäufer Envato kein Ersatz-theme anbietet bzw. er bietet zwar ein solches an, allerdings nur mit sofortigem Stop der vorherigen Lizenz (obwohl diese aufgrund fehlender Updates mittlerweile Schrott ist). Wie soll da eine Migration auf das neue theme funktionieren, wenn das alte sofort deaktiviert wird? Kundenfreundlichkeit sieht anders aus.
Gruß
Walter
Hallo Walter,
Envato ist an dieser Stelle nur Marktplatz und Vermittler. Der Verkäufer ist der Theme-Hersteller. Wenn alle Themes des Herstellers nicht mehr verfügbar sind, scheint sich dieser entweder komplett zurückgezogen zu haben oder wurde ggf. von Envato von der Plattform entfernt (zB wegen Sicherheitslücken in den Themes).
Die Lizenz gilt ja immer für Updates und Support, beides ist für dich nicht mehr nutzbar. Wenn Envato also einen Ersatz anbietet, solltest du diesen nutzen. Das bisherige Theme funktioniert ja auf deiner Website trotz entzogener Lizenz weiterhin.
Grüße,
Marc